Geschichte veranschaulichen: Digitale 3D-Rekonstruktionen
Hans-Jürgen van Akkeren
Nicht jeder kann Pläne lesen. Phasenpläne sind präzise, aber sie sprechen eine Fachsprache. Digitale 3D-Rekonstruktionen übersetzen diese Sprache in Bilder, die jeder versteht. Wenn eine Burg zerstört ist, eine Siedlung wüst gefallen, eine Struktur überbaut, dann geben uns Modelle die Möglichkeit, das Unsichtbare sichtbar zu machen.
Mein Ziel dabei ist zweifach: Ich möchte archäologische Ergebnisse in Museen, auf Informationstafeln oder in Archäoskopen so zeigen, dass sie intuitiv verstanden werden. Und ich möchte Forschung und Vermittlung enger verzahnen: Hypothesen werden transparent, Varianten vergleichbar, Unsicherheiten sichtbar. „Fotorealistisch“ ist hier kein Effekt – es ist ein Versprechen, sorgsam mit dem Möglichen und dem Belegten umzugehen.
Die Grundlage ist klassisch: abgeschlossene Grabungen, Phasenpläne, Befund- und Funddaten, Literatur. Im Workflow entstehen Modelle, Texturen, Lichtsituationen, Perspektiven. Und das alles nicht im stillen Kämmerlein, sondern in Rückkopplung mit Archäologie und Bauforschung: Versionen, Freigaben, Änderungslog.
Die Herausforderung liegt im Kern der Sache: Lücken und Unsicherheiten. Es wäre verführerisch, sie einfach zu schließen – doch wissenschaftlich redlich ist es, sie zu markieren. Darum kennzeichne ich klar, was gesichert ist, was wahrscheinlich, was rekonstruiert.
Ich arbeite mit Vergleichsansichten – „heute und damals“, „Phase A, Phase B, Phase C“. Ich achte auf Datenkonsistenz, auf Maße, Materialien, Datierungen. Und ich plane die Ausspielung so, dass sie ankommt: hochauflösende Grafiken für den Druck, reduzierte Formate fürs Web, klare Legenden, verständliche Legendelemente.
Worin liegen die Erfolgsfaktoren? In der Transparenz gegenüber dem Publikum. In der Iteration mit den Fachleuten. In der Ehrlichkeit, die sagt: Hier endet die Sicherheit – und hier beginnt die begründete Vorstellung. So entsteht Vertrauen. Und Vertrauen ist die Währung jeder historischen Rekonstruktion.
Habe ich Ihr Interesse geweckt?
Faksimiles: Urkunden und illuminierte Handschriften des Mittelalters
Hans-Jürgen van Akkeren
Mein Ziel ist es, die Kunst und Kultur des Mittelalters in ihrer authentischsten Form wieder erlebbar zu machen. Mit großer handwerklicher Präzision fertige ich Faksimiles und illuminierte Handschriften, die in Material, Technik und Ausdruck den originalen Vorlagen entsprechen. Jede Arbeit soll den Eindruck vermitteln, man betrachte das echte, historische Dokument – und nicht eine Reproduktion. Zugleich möchte ich dazu beitragen, wertvolle Originale zu schützen, indem ich hochwertige Nachbildungen schaffe, die Ausstellungen, Vermittlungsarbeit und Forschung gleichermaßen ermöglichen.
Die Grundlage meiner Arbeit bilden ausschließlich historische Materialien und traditionelle Verfahren. Das Beschreibmaterial besteht aus sorgfältig ausgewähltem Ziegen- oder Kuhpergament. Die Schrift wird mit einer von Hand geschnittenen Gänsefeder und Eisengallustinte ausgeführt. Vor Beginn jedes Projekts wähle ich das geeignete Pergament aus, stimme die Feder auf das historische Schriftbild ab und studiere die Handschrift, bis sie in Form, Rhythmus und Charakter dem Original entspricht. Die Siegel werden nach historischen Vorlagen rekonstruiert; die Matrizen werden eigens gefertigt und die Abdrücke aus Wachs gegossen. In der Buchmalerei verwende ich mineralische Pigmente, natürliche Bindemittel und, wo erforderlich, Blattgold oder -silber. Schließlich werden Patina, Alterungsspuren und selbst kleine Beschädigungen den historischen Vorbildern nachempfunden, um den authentischen Gesamteindruck zu vollenden.
Die größte Herausforderung liegt darin, historische Genauigkeit und künstlerische Lebendigkeit in Einklang zu bringen. Jedes Faksimile entsteht als handwerkliches Einzelstück und erfordert präzises Wissen über mittelalterliche Schreib- und Maltechniken, Materialien und stilistische Eigenheiten der jeweiligen Epoche. Der Erfolg meiner Arbeit beruht auf dieser Verbindung von wissenschaftlicher Recherche, historischem Verständnis und geübter Handwerkskunst – eine Kombination, die es erlaubt, die Ausstrahlung und Würde der Originale in jeder Nuance zu bewahren.
Für Museen, Archive und Themenausstellungen bieten Faksimiles entscheidende Vorteile. Das Original kann geschützt im Depot verbleiben, ohne Gefahr einer Beschädigung oder eines Verlusts. Aufwendige Versicherungen, klimatisierte Vitrinen oder spezielle Beleuchtung sind nicht erforderlich, und auch eine vorzeitige Rückgabepflicht entfällt. Das Faksimile verbleibt dauerhaft im Besitz der Institution und steht jederzeit für Ausstellungen, Forschung oder Vermittlung zur Verfügung.
Für Besucherinnen und Besucher erzeugen die Faksimiles eine außergewöhnlich authentische Wirkung. Sie erleben den Zauber der mittelalterlichen Buchkunst unmittelbar – die Struktur des Pergaments, den Glanz der Farben, das Funkeln des Goldes. Oft ist die Reaktion dieselbe: Die Menschen glauben, sie stünden vor dem Original. So wird Geschichte nicht nur gezeigt, sondern sinnlich erfahrbar gemacht.
Zu meinen bisherigen Arbeiten gehören unter anderem die Heinrichsurkunde von Quedlinburg (929), die Gründungsurkunde der Universität Heidelberg (1385), die Urkunden zu den Brücken der Stadt Höxter und Corvey (1255 und 1260), der Werkvertrag mit Johannes von Gmünd für das Freiburger Münster (1359), das Nibelungenlied und die Klage – das Buch der Chrimhilden (1. Hälfte 14. Jahrhundert) sowie die Buchmalerei der Darmstädter Pessach-Haggadah (1439) für das Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg in Konstanz.
Diese Arbeiten stehen exemplarisch für das Ziel meiner Tätigkeit: historische Kunstwerke nicht nur zu bewahren, sondern sie in ihrer materiellen und ästhetischen Wahrheit neu erfahrbar zu machen – für die Öffentlichkeit, für die Forschung und für die Zukunft unseres kulturellen Erbes.